Gerda Alexander
Gerda Alexander (1908–1994) war eine deutsch-dänische Pädagogin, die die körperpädagogische Methode der „Eutonie“ (Wohlspannung) entwickelte. Aufgewachsen in einem musikalischen Elternhaus und von früher Krankheit geprägt, widmete sie sich der rhythmischen Erziehung, zunächst bei Otto Blensdorf in Jena. Inspiriert durch die Reformpädagogik, verfolgte sie das Ziel, Eigenbewegung und Selbstverantwortung zu fördern. Ein prägendes Praktikum beim Pädagogen Peter Petersen und ihre spätere Verbindung zur New Education Fellowship legten den Grundstein für ihre ganzheitliche Arbeitsweise.
Beruflich war Alexander sowohl in der Pädagogik als auch in der Kunst tätig, etwa als Choreographin für Opern in Schweden und Dänemark. Ihre geplante Anstellung am Berliner Staatstheater wurde durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten verhindert. 1933 emigrierte sie nach Dänemark, wo sie 1940 in Kopenhagen eine Schule für Entspannung und Bewegung gründete. Ihre künstlerisch geprägte Methode gewann zunehmend therapeutische Tiefe, motiviert auch durch eigene gesundheitliche Erfahrungen.
In ihrer praktischen Arbeit mit unterschiedlichsten Menschen untersuchte sie die Einheit von Körper und Seele sowie die Bedeutung der Anpassung an den jeweiligen Moment. Daraus entwickelte sie das Konzept der Eutonie, das nicht auf starre Systeme, sondern auf die situationsgerechte Regulierung des Muskeltonus abzielt. Der Begriff „Eutonie“ wurde 1956 eingeführt und fand internationale Verbreitung, u. a. bei einem von ihr organisierten Kongress 1959 in Kopenhagen.
Gerda Alexander war ab 1945 international tätig, hielt Vorträge und Kurse in Europa, Israel, den USA und Lateinamerika. Ihre Schule leitete sie bis 1987. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte sie wieder in Wuppertal, wo sie 1994 starb. Ihre Arbeit lebt in der Eutoniepädagogik weiter, die in künstlerischen, pädagogischen und therapeutischen Kontexten Anwendung findet.




